Pflege lernen heißt, begleitet werden
Ich durfte viele Erfahrungen sammeln – bereichernde, herausfordernde und, ja, auch irritierende.
Von motivierenden Gesprächen und kollegialer Unterstützung bis hin zu Tagen, an denen man sich eher als „Störung im Ablauf“ denn als lernende Person fühlt.
Und es gab Momente, in denen der Satz „Das solltest du aber wissen“ viel zu schnell kam – obwohl ich mehrfach betont habe: Das ist mein erstes Praktikum!
Diese Situationen haben mir gezeigt, wie sensibel Lernprozesse in der Praxis sind – und wie stark sie von Haltung, Kommunikation und Beziehung abhängen.
Was ist gute Anleitung?
💭 Diese Frage hat mich in den letzten Wochen besonders beschäftigt:
- Was ist gute Anleitung – und was braucht es, damit sie gelingt?
- Wie können Pflegeeinrichtungen sicherstellen, dass Praktikant:innen nicht nur „mitlaufen“, sondern sich willkommen und gefördert fühlen?
- Und was tun wir, wenn jemand im Praktikum erkennt: Diese Station oder dieser Beruf ist vielleicht nicht die richtige Wahl?
Gute Anleitung ist kein Zufallsprodukt. Sie entsteht dort, wo Zeit, Interesse und pädagogisches Bewusstsein zusammenkommen – wo Lernen bewusst gestaltet wird.
Es geht nicht darum, alles zu wissen, sondern darum, Lernprozesse zu begleiten, statt sie zu bewerten.
Studentin oder Schülerin? Ein Rollenbild im Wandel
Eine weitere Frage, die mich beschäftigt hat:
🎓 Bin ich Studentin – oder doch noch Schülerin?
Wie präsent ist das Pflegestudium eigentlich im Stationsalltag – in der Kommunikation, in der Haltung, im Onboarding?
Manchmal hatte ich das Gefühl, das Studium wird aktiv übersehen – fast wie ein stiller Protest gegen die Veränderung.
Doch das Pflegestudium steht für einen notwendigen Wandel: für Akademisierung, Reflexion und wissenschaftlich fundierte Pflegepraxis.
Dieser Wandel braucht Zeit – aber vor allem braucht er Menschen, die bereit sind, ihn zu leben.
Pflege ist mehr als Routine
Ich nehme viele Impulse mit – fachlich, menschlich und bildungsbezogen.
Ich habe großartige Menschen getroffen – engagiert, klar, reflektiert. Und ich habe erlebt, wie entscheidend es ist, Strukturen zu schaffen, in denen Lernen kein Zufall, sondern bewusst gestalteter Raum ist.
Pflege kann so viel mehr sein als Routine. Sie ist Begegnung, Verantwortung, Reflexion – und manchmal auch Mut, Fragen zu stellen, wo andere längst auf automatische Abläufe setzen.
Halbzeit – und Ausblick
🎉 Jetzt feiere ich erst mal Halbzeit – und freue mich auf das, was noch kommt.
Das erste Praktikum war nicht nur ein fachlicher Lernschritt, sondern auch ein persönlicher Kompass:
ein Hinweis darauf, wo Pflegebildung steht – und wohin sie sich entwickeln kann.
Ein großes Dankeschön an alle Patient:innen, Kolleg:innen und Mitstudierenden für Austausch, Vertrauen und ehrliches Feedback.
Ihr habt dazu beigetragen, dass Lernen mehr war als ein Pflichtprogramm – nämlich eine echte Erfahrung.